Zwei neue Projekte für das Digital Health Design Living Lab
Das Digital Health Design Living Lab (DHD LL) ist ein Ort, an dem sich Expert:innen aus verschiedenen Bereichen austauschen, um unter Einbezug der Öffentlichkeit innovative, massgeschneiderte Produkte, Prozesse und Konzepte für die Zukunft der digitalen Gesundheitsversorgung zu entwickeln und diese aktiv mitzugestalten. Die beiden neuen Projekte werden vom Schweizerischen Nationalfonds gefördert. Mit dieser Förderung möchte der SNF speziell anwendungsorientierte Forschungsprojekte zu Gesundheit und Wohlergehen an den Fachhochschulen und den Pädagogischen Hochschulen stärken.
1.6.2024 – 30.05.2027
Heutzutage werden in der Physiotherapie und Rehabilitation immer mehr digitale Technologien eingesetzt, wie z. B. robotergestützte Rehabilitation, Gesundheits-Apps und Wearables, virtuelle Realität für die Schlaganfallrehabilitation oder Telephysiotherapie. Diese Entwicklung erfordert eine neue Verantwortung für Physiotherapeut:innen, die über die blosse Anwendung von Technologien hinausgehen – nämlich ethische Aspekte digitaler Technologien kritisch zu prüfen.
Um die Kompetenzen von Physiotherapeut:innen im Umgang mit digitalen Gesundheitstechnologien weiterzuentwickeln, muss die Ausbildung der erforderlichen Fähigkeiten mit der Entwicklung in diesem Bereich Schritt halten. Die in diesem Projekt erworbenen Kenntnisse und ethischen Fallvignetten sollen es ermöglichen, diese Ausbildung in Bildungsprogrammen zu verbessern. Konkret zielt dieses Projekt darauf ab, 1) ethische Dimensionen abzustecken, die Physiotherapeut:innen bei der Verwendung digitaler Technologien in ihrer Praxis berücksichtigen müssen, und ethische Konflikte zu identifizieren, die innerhalb dieser ethischen Dimensionen entstehen, 2) die Ansichten von Physiotherapeut:innen zu ethischen Dimensionen der Verwendung digitaler Technologien zu ermitteln und ihren Wissens- und Kompetenzbedarf zu identifizieren, 3) Fallvignetten zu entwickeln, die für die Physiotherapiepraxis ethisch relevant sind, und 4) Fallvignetten in ein wirksames Toolkit für die Ausbildung zu übersetzen, um über ethische Fragen nachzudenken.
1.9.2024 – 30.8.2027
Künstliche Intelligenz (KI) wird voraussichtlich einen erheblichen Einfluss auf das Gesundheitswesen haben. Der Bereich der Notfallmedizin (EM) stand bei den Diskussionen über die Anwendung von KI im Gesundheitswesen im Mittelpunkt, mit dem Versprechen, die Geschwindigkeit und Genauigkeit klinischer Entscheidungen zu erhöhen, die Triage der Patienten besser zu handhaben und Hochrisikozustände und lebensbedrohliche Pathologien zu erkennen und vorherzusagen. Die Realisierung dieses Potenzials erfordert jedoch einen menschenzentrierten KI-Ansatz (HCAI) für die Anwendung von KI in EM, der dem derzeit vorherrschenden Fokus auf die technische Machbarkeit entgegenwirkt und eine kollaborative Mensch-KI-Leistung fördert, die die Leistung von Menschen oder KI allein übertrifft und gleichzeitig Gesundheit und Wohlbefinden fördert.
Durch die Projektarbeit sollen nützliche Anwendungsfälle für KI in EM aus einer HCAI-Perspektive identifiziert und Szenarien für die Zusammenarbeit zwischen Mensch und KI exploriert werden, in denen menschliche Bedürfnisse erfüllt werden. Insbesondere die Frage, wie viel KI-Autonomie in einem solchen Umfeld angemessen ist und wie sich dies auf psychologische Variablen auswirkt, wird im Rahmen dieser Studien empirisch untersucht. Die geplante Forschung liefert somit wichtige Erkenntnisse für die Grundlagenforschung der Mensch-KI- Interaktion und wie psychologische Bedürfnisse wie menschliche Autonomie und Benutzervertrauen den Einsatz von KI beeinflussen. Darüber hinaus liefert das geplante Projekt praktische Implikationen für die zukünftige Forschung und Entwicklung solcher Tools, indem sie zeigt, wie viel KI-Unterstützung/Autonomie im Hinblick auf die Grundbedürfnisse und das Wohlbefinden der Benutzer:innen wünschenswert ist.